Die Buß- und Fastenzeit

Gedanken von P. Prior Maurus Zerb OCist

In wenigen Tagen beginnen die großen Exerzitien der österlichen Buß- und Fastenzeit. Wenn man fragt, was das Prägende dieser Zeit ist, bekommt man oft die Antwort, der Verzicht auf Fleisch. Fragt man weiter, ob man das auch so hält, dann wird dies meist verneint. Auch der Verzicht auf Süßigkeiten, Alkohol und Nikotin, für die schlanke Linie und um der besseren Gesundheit willen wird propagiert. So steht der Verzicht ganz weit vorn auf der to-do Liste der Fastenzeit. Aber ist die Fastenzeit nur eine Zeit des Verzichtes? Am Anfang der Fastenzeit hören wir das Wort Jesu: „Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ Das ist das entscheidende Wort, das uns durch diese Zeit begleiten soll. Kehrt um, gr. metanoiete, könnte man auch als Prozess des Umdenkens bezeichnen. Eines Umdenkens, das uns aus unseren ausgetretenen Bahnen zurückbringt auf den Weg Gottes.

Dazu gehört, nach altem christlichem Brauch, auch der Verzicht. Wir kennen noch die Abstinenz und das Abbruchfasten am Aschermittwoch und Karfreitag. D. h. bewusster Verzicht auf Fleisch und nur einmalige Sättigung, um ein bewusstes Zeichen der Buße zu setzen. Da stellt sich auch noch die Frage, was Buße bedeutet. Ich möchte Buße als ein Zeichen, einen Versuch der Wiedergutmachung definieren. Ein Zeichen allerdings, dass von uns aus gesetzt wird, jedoch nur durch Jesu Leiden, Sterben und Auferstehen wirksam werden kann. Nun stellen wir aber fest, dass wir hinter unseren Vorsätzen zurückbleiben, diese zu hoch ansetzen. Das kann uns dann zu einem Stillstand im geistlichen Leben führen. Wir sollten auf der Ebene des alltäglichen beginnen. Ein Autofasten, d. h. wir können kurze Wege, den Kirchgang, wenn möglich, zu Fuß erledigen. Ein Fasten der Augen und Ohren, d. h. bewusst auf Medien verzichten zu bestimmten Zeiten, auch das bedarf der Disziplin. Unangenehme Dinge zuerst erledigen, unsere Alltagspflichten treu und pünktlich zu erfüllen, wir werden merken, dass wir dies gut mit dem Geist der Buße und Umkehr verbinden können, denn wir müssen uns meist zu diesen Dingen überwinden. Natürlich kann ich auch auf Fleisch verzichten. Vielleicht wird uns hier auch eine Verheutigung des Glaubens deutlich, denn wir können dies auch in einem gesamtökologischen Zusammenhang stellen, um der guten Schöpfung Gottes willen, die er in unsere Verantwortung gestellt hat und mit der wir oft unverantwortlich umgehen. Auch der bewusste Verzicht auf Genussmittel als Abbruch im Geist des Umdenkens und der Buße ist natürlich gut. Es sind die Beweggründe, die das christliche Fasten aus machen. Die Gesundheit und die schlanke Linie sind vielleicht ein schöner Nebeneffekt. Im Vordergrund steht das Wort Jesu: „Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“