Das Triduum Paschale

von P. Prior Maurus Zerb OCist

Den Höhepunkt des Kirchenjahres bildet die Feier der Heiligen Woche und des Triduum Paschale, d. h. die Feier von Gründonnerstag, Karfreitag, Karsamstag und der Osternacht.

Das Eingangstor zur Heiligen Woche ist der Palmsonntag. Hier beginnt die ganz eigene Atmosphäre dieser Tage. Es ist so, als träte man in einen anderen Zeitenlauf ein, nämlich den der Liturgie. Dieser Eindruck verstärkt sich noch einmal bei der Feier der Fußwaschung und der Liturgie vom letzten Abendmahl.

Die Feier des Palmsonntags hat zwei dramatische Höhepunkte. Die Segnung der Palmzweige mit der anschließenden Palmprozession und die Verlesung der Passion. Da liturgisches Feiern nun immer etwas mit Gegenwärtigsetzung zu tun hat, dass also das Gefeierte nicht ein bloßes „Nachahmen“ oder „Nachspielen“ ist, muss uns dies schon an diesem Tage betroffen machen. Wir setzen nicht nur in Szene, das Gefeierte wird Gegenwart. Will sagen, in diesem Moment stehen wir unter der Menschenmenge, die Jesus zujubelt „Hosanna, hochgelobt sei der da kommt im Namen des Herrn!“

Die ganze Dramaturgie der folgenden Tage führt uns immer näher an das Leiden und Sterben Jesu heran. Alle Lesungen und alle Evangelien können nur unter diesem Aspekt gelesen und verstanden werden.

Am Vormittag des Gründonnerstages findet in unserem Kloster die Fußwaschung statt. Da erst auf dem 4. Laterankonzil (1215) die Siebenzahl der Sakramente festlegte, war für die frühen Zisterzienser der Akt der Fußwaschung, die nicht nur am Gründonnerstag, sondern öfter vollzogen wurde, wie es auch die Regel des hl. Benedikt vorsieht, ein Sakramentum. Benedikt sieht vor den Gästen, bei der Ankunft und den Novizen bei der Aufnahme die Füße zu waschen. Die Fußwaschung ist das „Mandatum Domini“ der Auftrag des Herrn, handelt aneinander so, wie ich, euer Herr und Meister an euch gehandelt habe. Ein neues Gebot gebe ich euch, liebt einander so wie ich euch geliebt habe. Christus nimmt bei der Fußwaschung den Dienst des antiken Haussklaven wahr, der den Gästen die Füße vom Straßenstaub zu reinigen hatte. Es ist so die Fußwaschung für ihn ein weiteres Zeugnis seiner Entäußerung, die ihn von der Annahme unserer menschlichen Natur bis zum Tod am Kreuz führt.

Mit der Liturgie vom Gründonnerstag treten wir in das Passionsgeschehen ein. Liturgie wird von diesem Zeitpunkt an zu einem einzigen fließenden Geschehen, wir begleiten Jesus, den Herrn durch alle Stationen seines Weges nach Golgotha und zum Grab. Die Liturgie dieser Tage ist eins, sie beginnt mit dem Kreuzzeichen am Beginn der Messe vom letzten Abendmahl und endet mit dem „Ite missa est, alleluja, alleluja“ der Osternacht. Die traditionelle römische Liturge setzte auch während des Offiziums keine neuen Auftakte – absolute incipitur – es wir sofort begonnen, und zwar mit der Psalmodie. Es ist ein von Trauer und Schmerz geprägtes Offizium in dessen Mitte die Betrachtung des Leidens Christi steht. Nach der Feier der Liturgie werden die Altäre und auch die Kirche „entblößt“, der Abendmahlssaal ist leer, der Bräutigam im Ölgarten, um seine letzte, endgültige Zustimmung zu alle dem zu geben was jetzt kommt.

Der Karfreitag ist geprägt von Stille und Trauer. Das Morgenoffizium besteht aus den feierlichen Trauermetten bei denen die Lamentationen des Propheten Jeremia gesungen werden. Die Liturgie stellt uns ganz in das Geschehen der Passion und des Sterbens Christi. Höhepunkt ist die Erhöhung und Verehrung des Kreuzes. Der harte, hölzerne Ton der Karfreitagsklappern begleitet uns durch diesen Tag, er erinnert an das Symandron, dass Stundenholz, der Orthodoxie. Nach der Liturgie ist Grablegung, d. h. es wird der Leichnam Christi im Grab enthüllt und mancherorts die Monstranz, die mit einem Schleier verhüllt über dem Heiligen Grab ausgesetzt.

Der Karsamstag ist der Trauertag der Kirche, auch heute werden feierliche Trauermetten gehalten. Keine Glocke erklingt, so geht der Tag still dahin. In der Kirche tut sich etwas, viele fleißige Hände sind dabei das Haus Gottes zu schmücken für den Augenblick der Osternacht in dem es heißt „Christus ist wahrhaft auferstanden“.

In der Dunkelheit des Abends oder der Nacht wird das Osterfeuer entzündet, an dem die Osterkerze entzündet und geweiht wird. Im Lesegottesdienst – der alten Vigilfeier – führen uns die Lesungen aus dem AT durch die Heilsgeschichte, von der Erschaffung der Welt, der Probe Abrahams, des Durchzuges der Israeliten durch das Rote Meer und Lesungen aus den Propheten, hin zum Mysterium der Auferstehung. Feierlich freudig erklingen nach 40 Tagen des Fastens Gloria und Halleluja.

Auf Christi Tod sind wir getauft. Daher erinnern wir uns unserer Taufe und erneuern die Taufgelübde nach der Weihe des Taufwassers. Da die Osternacht ein alter Tauftermin ist werden auch oft Kinder oder Erwachsene in der Osternacht getauft. In der Eucharistie empfangen wir den, der gestorben und auferstanden ist, der uns auch zum gemeinsamen Mahl lädt. Daher werden oft im Anschluss an die Osternacht Fleisch, Eier und Brot gesegnet.

Die orthodoxen Christen grüßen sich seit alters mit dem Gruß: „Christos anesti! Alethos anesti!“ „Christus ist auferstanden – er ist in Wahrheit auferstanden!“